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Nachruf für Erika Lützner-Lay

Unsere Freundin und Kollegin Erika Lützner-Lay ist uns voraus gegangen, sie starb am 13. Juli 2024. Wir nehmen Abschied mit schwerem Herzen, und zugleich tiefer Dankbarkeit.

Erika hat das praxis - institut mit aus der Taufe gehoben und war 36 Jahre lang Wegbegleiterin, Trainerin, Kollegin, die mit ihrer inspirierenden Kraft das Institut und seine Arbeit geprägt hat. Sie hat uns durch ihr tiefes Verständnis für alles Menschliche und ihre außergewöhnliche Fähigkeit zur Begleitung in schwierigen Lebensphasen berührt. Erika war mehr als eine Therapeutin und Lehrerin – sie war mit ihrer Weisheit, Vitalität und Lebensfreude ein Vorbild für alle, die in Krisenzeiten wieder den Weg zurück zu sich selbst und zur Freude am Leben finden wollten.

Erika wusste aus eigener Erfahrung, was es bedeutet, sich durch schwierige Zeiten zu kämpfen. Die Erlebnisse ihrer Kindheit, geprägt von Krieg und Verlust, formten sie zu einer Frau, die Menschen in ihren tiefsten Momenten berühren konnte. Sie verstand, dass jeder, der durch traumatische Erfahrungen gegangen ist, behutsam begleitet werden muss – und zeigte, wie man inmitten der dunkelsten Zeiten die eigene Lebensfreude neu entdecken kann. Mit ihrer einzigartigen Gabe brachte sie Menschen dazu, ihre Energien zu entfalten und das Leben wieder zu umarmen.

Ihr beeindruckender beruflicher Werdegang zeugt von ihrer tiefen Hingabe, Menschen in schwierigen Lebenslagen zu unterstützen. Erika studierte Diplom-Sozialpädagogik und Diplom-Pädagogik, bildete sich zur Systemischen Paar- und Familientherapeutin, zur Systemischen Supervisorin und zur Körperpsychotherapeutin weiter. Über Jahrzehnte war sie als Lehrende, Supervisorin und Therapeutin tätig, unter anderem an der Evangelischen Fachhochschule Darmstadt und der Katholischen Fachhochschule Mainz und in unserem Institut. 

Erika war eine konsequent ressourcenorientierte Begleiterin. Sie verstand es, den Menschen, die sich auf einen therapeutischen Prozess einließen, Halt zu geben und sie zu ermutigen, ihre eigenen Schwierigkeiten und Krisen als schöpferischen Impuls für Wachstum zu begreifen. Mit ihrer klaren und gleichzeitig warmen Art hat sie es verstanden, sowohl Klient:innen wie auch die Kursteilnehmer:innen zu begeistern. Erika glaubte fest daran, dass wahre Entwicklung nur im Dialog und in der Begegnung stattfinden kann. Ihr wichtigster Wert war die „authentische Begegnung“; Sie lehrte uns, wie wichtig es ist, immer in Verbindung zu bleiben – sowohl mit sich selbst als auch mit anderen.

Getragen von einer systemischen und ökologischen Sichtweise auf die Welt hat sie verschiedene fachliche Richtungen integriert: systemische Therapie und Beratung, psychoanalytische Ansätze, Körperpsychotherapie, Gestaltarbeit, Traumatherapie und Psychodrama. Auch fachlich ging es ihr um Begegnung, die es ermöglicht, voneinander zu lernen und sich gegenseitig zu bereichern.

Ihre berufliche Karriere umfasste viele Felder: Sie leitete sozialpädagogische Einrichtungen, arbeitete mit obdachlosen Jugendlichen, war in der Familienberatung tätig und bot über viele Jahrzehnte Supervision, Coaching und Weiterbildung in den Bereichen Sozialtherapie und Systemische Beratung an. Besonders ihre Tätigkeit als Lehrsupervisorin und Ausbilderin in der Weiterbildung für systemische Therapie und Paartherapie prägte eine ganze Generation von Therapeut:innen und Berater:innen.

Erika war eine Frau mit einer unbändigen Leidenschaft für das, was sie tat. Sie hat uns immer wieder durch Ihre Vitalität und Begeisterung beeindruckt. Sie hat das Fundament unseres Instituts mitgestaltet und immer wieder neue Impulse eingebracht. Mit Ihrem Engagement für die Paartherapie und den Einbezug des Körpers in Beratung und Therapie hat sie vielen Fachkräften tiefgehende Lernprozesse ermöglicht.

Auch in ihrem privaten Lebensbereich war sie mit Liebe und Leidenschaft unterwegs, sie liebte ihre Familie, ihre drei Töchter, denen sie immer wieder mit Freude Einblicke in ihre Arbeit ermöglichte. Und sie liebte die Gemeinschaft mit ihren vielen Freunden.  Sie genoss ihren Garten, baute vieles für den eigenen Bedarf an; und sie nutzte ihren Garten, um Menschen aus ihrer Gemeinde regelmäßig QiGong-Abende anzubieten. Neben ihrer fachlichen Tätigkeit war sie auch schriftstellerisch tätig und liebte die Zusammenarbeit in einem Kreis Gleichgesinnter. Einer ihrer Texte beschreibt augenzwinkernd, wie in anderen Sphären unsere vermeintlichen Fehler und Verfehlungen anders gesehen werden. Und vielleicht hat sie solche Dialoge in den letzten Wochen auch selber geführt: https://www.publik-forum.de/religion-kirchen/ja-so-sind-wir

Erika, Deine Lebensfreude, Dein Lachen und Deine unbändige Lust, Menschen zu stärken, werden uns fehlen. Am Tag vor Deinem Tod hatten wir noch Pläne geschmiedet, zum Beispiel: „Wie wir in der Welt die Bühne einnehmen; körperorientierte Selbsterfahrung“. Nun wirkst Du auf anderen Bühnen weiter; Dein Geist, Deine Art, uns zu zeigen, dass Wachstum aus Krisen entsteht, wird uns begleiten. Du hast uns ermutigt, auf unser eigenes Herz zu hören und das Leben zu lieben, so wie es ist – in all seinen Höhen und Tiefen.

In Dankbarkeit und mit einem Lächeln in unseren Herzen denken wir an Dich und nehmen Abschied.

Für das Team des Instituts

Rainer Schwing, Peter Martin Thomas

 

PS: Auf unserer Webseite unter: „Und manchmal braucht es Poesie“ findet sich ein Gedicht von Erika: „Der Kürbisblues“
https://www.praxis-institut-sued.de/institut/praxis-impulse/und-manchmal-braucht-es-poesie

Sehr wertvoll und berührend ist auch dieser Podcast: "Ich bin eine Masche im großen Lebensnetz" | Erika Lützner-Lay über therapeutische Arbeit vom April 2022:
https://www.livewebradio.de/podcasts/hr2-doppelkopf/2022/ich-bin-eine-masche-im-grossen-lebensnetz-erika-lutzner-lay-uber-therapeutische-arbeit