Stellen Sie sich vor, Sie sind zu Hause, haben sich gerade ihr wohlverdientes Mittagessen gekocht und möchten, nachdem sie dieses gleich in Ruhe gegessen haben, mit einer Freundin zum Sport gehen. Plötzlich schrillt der Rufmelder: „Alarm! Familie in Not!“. Ein schwerer Verkehrsunfall, bei dem mehrere Menschen, darunter auch Kinder, schwerverletzt in einem Fahrzeug eingeschlossen sind. Sie sind bei der freiwilligen Feuerwehr und müssen sofort los, um Hilfe zu leisten. Sie müssen sich beeilen, am Einsatzort sieht es chaotisch und bedrohlich aus – Ihr Mittagessen und alles danach geplante, rückt in weite Ferne.
Nun sind Sie vielleicht nicht bei der freiwilligen Feuerwehr, aber vermutlich kommt Ihnen die Situation trotzdem bekannt vor. Eine akute Kindeswohlgefährdung, ein Todesfall in einem Klientensystem, ein Kind wird vermisst, der Suizidversuch einer alleinerziehenden Mutter – plötzlich sind alle Pläne Ihres organisierten Tagesablaufs und für den eigentlichen Beratungsprozess hinfällig. Stress entsteht, der Workload steigt, doch der Terminkalender gibt nicht urplötzlich mehr Zeit her und wie kann man jetzt eigentlich hilfreich sein? Ist (systemisches) Arbeiten in Ruhe jetzt überhaupt noch möglich? In der Praxis entsteht dann oft folgendes: Das Helfersystem wird schlagartig erweitert und versucht, nach bestem Wissen, das Klientensystem aus der Krise zu steuern. Die Konsequenz: überarbeitete Helfer*innen, gestresste Klient*innen, sinkende Selbstwirksamkeit auf allen Seiten, die Situation scheint sich kaum mehr zu entspannen.
Wie schaffen es die Feuerwehrleute bei plötzlichen Notfällen hilfreich zu sein, obwohl die Zeit drängt, die Umstände schwierig sind und Patienten, Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei zwar das gleiche große Ziel haben – die Beendigung der Gefahrensituation – aber jede Profession für sich doch verschiedene Prioritäten für den Weg zum Ziel hat? Und was ist jetzt eigentlich mit dem wohlverdienten Mittagessen und dem Sport, nachdem man schreckliche Bilder gesehen hat?
Sarah Kleb ist seit vielen Jahren aktive Einsatzkraft in einer Stützpunktfeuerwehr, hat verheerende Brände, schwerste Verkehrsunfälle miterlebt und begleitet seit einigen Jahren Feuerwehr- und Rettungsdienstangehörige im Rahmen von Supervisionen, Fortbildungen und Kongressen zu psychosozialen Themen und systemischen Perspektiven. Im Workshop möchte sie es nun einmal genau andersherum machen und schauen, was Helfer*innen aus der (psycho-)sozialen Arbeit von der Feuerwehr lernen können. Dafür werden die Taktiken, Schutzmaßnahmen und Abläufe der Feuerwehr angeschaut und diese gemeinsam auf Notfälle in systemischen Kontexten übertragen, um im nächsten „Einsatzfall“ strukturierter, entspannter und selbstwirksamer zu arbeiten und Klientensysteme hilfreich und stärkend aus der Krise begleiten zu können.
Der Workshop richtet sich an Team- und Abteilungsleitungen, Fachdienste, Fachkräfte, Berater*innen und Therapeut*innen in der (psycho-)sozialen Arbeit, Supervisoren*innen und Coaches.
Seminarzeiten:
10.00 - 17.30 Uhr / 9.00 - 16.30 Uhr
Ort:
Erfurt, Evangelisches Augustinerkloster zu Erfurt - die Wegbeschreibung können Sie hier herunterladen.....
Max. TN-Zahl i. d. R.:
16 - 22