Ein Kooperationsprojekt des praxis – instituts für systemische beratung und der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie (DGSF e.V.)
Menschen, die als Kinder vernachlässigt wurden, Gewalt, Missbrauch durch nahe Bezugspersonen erlebt haben, als Kinder traumatisierter Eltern aufwuchsen oder andere extrem bedrohliche Erlebnisse hatten, vor denen Bindungspersonen sie nicht schützen konnten, entwickeln ihre Persönlichkeit in der Anpassung an diese frühen lebensbedrohlichen Bindungskontexte. Ihre Innenwelt, ihre Wahrnehmung, ihr Erleben ist von Widersprüchen und Gegensätzlichem geprägt. Sie leben mit Brüchen im Selbst, fragmentiert in verschiedenen Persönlichkeitsanteilen, die sich mehr oder weniger kennen, immer in Konflikt stehen.
In den letzten Jahren sind immer mehr die Auswirkungen traumatischer Erfahrungen in der Kindheit auf die zentrale Ressource von uns Menschen – die Fähigkeit, vertrauensvolle Beziehungen einzugehen – in den Fokus gerückt.
Die Brüche im Selbst finden sich zentral im Handlungssystem des sozialen Engagements oder der Bindung. Sehr aktiv ist dann das Handlungssystem der Verteidigung. Denken, Wahrnehmen, Handeln und Fühlen sind zentriert auf zwischenmenschliche Bedrohung und deren Vermeidung. In Diagnosen wie Borderline, Bindungsstörung wird das beschrieben. Divergierende, widersprüchliche Wahrnehmungswelten richten sich idealisierend und das schlimmste antizipierend auf jedes Gegenüber. Damit umzugehen ist eine zentrale Anforderung in der Arbeit mit komplex traumatisierten Menschen, zumal wir als Helfer immer Beziehung anbieten und dies in psycho-sozialen Handlungsfeldern der Hauptwirkfaktor ist. Das Konzept der strukturellen Dissoziation bietet dafür hilfreiche Verstehenszugänge und Arbeitsansätze.
An diesem Fachtag werden sie aktuelles praxisnahes Wissen zum Thema erhalten:
- Das Konzept im ICD -11
- Dissoziierte Bindungsmuster
- Bindung und Trauma
- Entwicklungstrauma
- Wie können Helfer auf sich aufpassen – Resonanzphänomene
- Kleinschrittige Beziehungsarbeit
Franco Biondi und Inge Liebel-Fryszer hielten bereits vor 10 Jahren einen Abendvortrag zur Einführung des Konzepts der strukturellen Dissoziation (Nijenhuis, von der Hart, Steele). Mit rund 300 Kolleg:innen aus dem psycho-sozialen Bereich ist das Thema von Anfang an auf sehr großes Interesse gestoßen.
Seitdem haben Inge Liebel-Fryszer und Franco Biondi einzeln und zusammen gelehrt und praktisch mit dem Konzept in Supervision, Beratung und Therapie gearbeitet. Sie haben sich zusammen bei Ellert Nijenhuis weitergebildet und arbeiten beide seit vielen Jahren psychotherapeutisch und in anderen Settings mit schwer traumatisierten Menschen.
Der Fachtag ist auch eine Bilanz ihrer 10-jährigen intensiven Auseinandersetzung mit der strukturellen Dissoziation und eine einmalige Chance, einen ganzen Tag an ihrem umfangreichen Erfahrungs- und Wissensschatz teilzuhaben.
Zeit: 27.06.2024 von 10 – 17 Uhr
Ort: Bruchköbel (bei Hanau), Stadthaus Bruchköbel, Hauptstr. 32, 63486 Bruchköbel - die Wegbeschreibung können Sie hier herunterladen.....
Kosten: € 145,-- (ermäßigt für DGSF-Mitglieder und WB-Teilnehmer:innen/Absolventen:innen des praxis instituts: € 120,--). In den Kosten sind ein Mittags-Imbiss und Pausengetränke enthalten.
Max. TN-Zahl:
Unsere Fachtage richten sich an ein größeres Publikum, d.h. die maximale Teilnehmerzahl ist abhängig von den Räumlichkeiten.
Fortbildungspunkte:
Es ist möglich, für diese Veranstaltung Fortbildungspunkte der Psychotherapeutenkammer zu erhalten. Dafür bitten wir Sie, bis bis spätestens 4 Wochen vor Veranstaltungsbeginn eine Mail an birgit.mann(at)praxis-institut-sued.de zu senden.